Fakten zu FGM_C

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet als weibliche Genitalbeschneidung

„alle Verfahren, die die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren, weiblichen Genitalien oder deren Verletzung zum Ziel haben, sei es aus kulturellen oder anderen, nicht therapeutischen Gründen.“

Herauszuheben sind die Worte „nicht therapeutisch“, denn es gibt medizinische Gründe, die einen Eingriff dieser Art notwendig machen.

Weiterlesen: Wie sieht es dann mit Schönheitsoperationen aus?

Entsprechend gibt es Stimmen, die in Schönheitsoperationen einen ähnlichen Hintergrund sehen, wir bei weibliche Genitalbeschneidung: Auch hier veranlasst möglicherweise gesellschaftlicher Druck Mädchen und Frauen, einem nicht therapeutischen Eingriff an sich durchführen zu lassen.


Es gibt mehrere Begriffe, die von Organisationen und Aktivist*innen teilweise vehement als einzig richtige vertreten werden.

Immer sollte beachtet werden, dass wir mit den betroffenen Frauen senisible sprechen und keine Begriffe benutzen, die sie ablehnen oder die sie eventuell sogar traumatisieren können.

Weiterlesen: Terminologie „Genitalverstümmelung“ vs. „Genitalbeschneidung“

Weiterlesen: Auf Augenhöhe begegnen

Auf Augenhöhe begegnen

Zunächst einmal ist es wichtig, den Menschen ohne jede Wertung begegnen zu können. Wenn wir FGM_C aus unserer europäischen Sicht heraus betrachten, scheint es schwer, mit Ablehnung zu reagieren. Das aber erzeugt Ablehnung auf Seiten der Betroffenen, weil sie das spüren werden. Es geht ganz einfach darum, dass hier Mädchen bedroht sind und Frauen Hilfe brauchen.

Oft wird es schlicht und einfach als Tradition bezeichnet, die wir hinzunehmen haben. Das darf aber nicht zu einer Gleichgültigkeit führen, denn es bleibt einfach eine schwere Menschenrechtsverletzung, die wir nicht hinnehmen können. FGM_C als „nicht unser Thema“ beiseitezuschieben, hilft nicht den Frauen und erst recht nicht den bedrohten Mädchen.

Wenn wir betroffenen Frauen begegnen, müssen wir uns im klaren sein, dass wir ihnen gegenüber in jedem Fall in einer herausgehobenen Position sind. Wir müssen entsprechend darauf achten, ein Gespräch auf Augenhöhe zu gewährleisten.


Von afrikanischen Aktivistinnen wurde vor 40 Jahren der Begriff female genital mutilation (FGM) geprägt, um die schwere Menschenrechtsverletzung deutlich zu machen. Die starke Lobbyarbeit der Frauenorganisationen haben auch dazugeführt, dass im politischen und rechtlichen Sprachgebrauch vorwiegend die deutsche Entsprechung „weibliche Genitalverstümmelung“ vorherrscht.

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Die betroffenen Frauen lehnen den Begriff „Genitalverstümmelung“ ab, weil sie sich davon diskriminiert fühlen. Wir empfehlen daher den Begriff „weibliche Genitalbeschneidung“. Oft wird auch, wie vor allem in der Schweiz der Begriff „Mädchenbeschneidung“ verwendet. In allen sozialen Bereichen gilt: Sprich nie über Betroffene anders, als mit den Menschen.

Der entsprechende englische Begriff ist female genital cutting (FGC), wobei sich inzwischen der versöhnliche Begriff female genital mutilation / cutting, als FGM_C eingebürgert hat.

Weiterlesen: Warum wir den Begriff „Genitalbeschneidung“ bevorzugen

In allen sozialen Bereichen haben wir in den letzten Jahren gelernt, sensiblere Begriffe zu wählen und wir sind frei, den internationalen Begriff „Mutilation“ zu übersetzen.

Schauen wir in die deutschsprachigen Nachbarländer, sehen wir einen offeneren Umgang mit dem Begriff. In der Schweiz heißt das nationale Netzwerk sogar „Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung“ und die Webseite hat einen entsprechenden Namen.

Der Begriff fördert nicht die ohnehin schwierige Kommunikation zu den betroffenen Frauen, öffnet keine Türen, sondern lässt Menschen schaudern und zurückschrecken. Eine negativ-konnotierte Sprache kann nicht förderlich sein. Aus anderen sozialen Bereichen wissen wir, dass dadurch eine abschätzige Haltung gefördert werden kann.

Wer hat damit begonnen?

In Ägypten

Der Ursprung könnte auf das pharaonische Ägypten zurückgehen, da an mumifizierten Frauen deutliche Spuren einer Beschneidung gefunden wurde. Das hieße, dass sie seit etwa 4.000 Jahren durchgeführt wird. Hinweise auf die Beschneidung weiblicher Geschlechtsorgane finden sich bereits in der Antike: eine Darstellung im Karnak-Tempel von etwa 1350 v. Chr. zeigt eine Beschneidungsszene.

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Die Menschen im Alten Ägypten glaubten an die Doppelgeschlechtlichkeit des Menschen, welche durch die äußeren Geschlechtsorgane erst sichtbar werde. Erst durch die Entfernung der Vorhaut, beziehungsweise der Klitoris werde das Geschlecht „rein“ und die geschlechtsspezifische und soziale Rollenbildung könne beginnen. Ein Mädchen könne nur die volle Weiblichkeit erlangen, wenn es ihren männlichen Zusatz, die Klitoris, verliere.

Einer ägyptischen Sage zufolge hatte ein Pharao in einer Prophezeiung erfahren, dass ihn ein Junge vom Thron stoßen werde. Daraufhin ließ der Pharao alle Frauen zunähen (Infibulation, auch „pharaonische Beschneidung“ genannt), um sie am Empfangen und Gebären von Kindern zu hindern. Quelle: Bundestag, Wissenschaftliche Dienste


In Europa und den USA

Aber auch in Europa wurden Frauen, wenn ihr Verhalten nicht den Vorstellungen der Männer entsprachen, mit einer Genitalbeschneidung bestraft. Bis ins 20. Jahrhundert hinein gab, von medizinischen Studien über ihre Wirksamkeit unterstützt, die weibliche Genitalbeschneidung in Europa und in den USA

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In Europa weist Ambroise Paré (1510-1590) darauf hin, dass die Zusammenhänge zwischen Klitoris und Lust von „den Frauen missbraucht werden könne und diese daher zu binden oder zu schneiden seien“. Jean Riolan (ca. 1580-1657) fordert sogar die komplette Entfernung der Klitoris, um so die zügellose weibliche Sexualität zu disziplinieren.

Erst im 19. Jahrhundert wird in Fachkreisen die Beschneidung von Mädchen breiter diskutiert und praktiziert. Operative Entfernungen der Klitoris bis hin zur Verschließung der Genitalöffnung, werden zur Bekämpfung von „weiblichen Leiden“ wie Hysterie, Nervosität, Nymphomanie, Masturbation vorgenommen, um diese zu heilen.

Die Verbreitung der Klitoridektomie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt mit der mit der Anti-Masturbations-Debatte, der Idee der Reflexneurose und der allgemeinen Annahmen über weibliche Sexualität erklären. So wird Masturbation allgemein als eine Krankheit oder als krankheitsauslösend aufgefasst. Weiter nimmt man an, dass die weiblichen Genitalien Neurosen und Störungen, wie z.B. Hysterie, auslösen können. Zudem geht man davon aus, dass das weibliche Sexualverlangen und -empfinden grundsätzlich geringer sei als das des Mannes. Zeigt eine Frau ein von dieser Auffassung abweichende Verhalten, gilt dies als krankhafte Nymphomanie und somit als behandlungswürdig.

Auch wenn die Klitoridektomie in der Fachwelt des 19. Jahrhunderts in Europa kontrovers diskutiert wird und der Arzt Isaac Brown 1867 seine Entlassung beim „London Surgical Home“ einreicht, wird der Eingriff weiter vorgenommen.

Die letztmals bekanntgewordene Klitoridektomie in den USA gibt es 1953 bei einem zwölfjährigen Mädchen.

Gründe für eine Beschneidung

In allen matriarchalen Gesellschaften hat es Formen der körperlichen Unterdrückung gegeben. Die weibliche Genitalbeschneidung ist sicherlich eine der brutalsten Formen und nur schwer zu besiegen. Einer Tradition, die sich mehrere Tausend Jahre lang in Denken und Handeln eingebrannt hat, ist durch Logik und Appelle kaum beizukommen

Weiterlesen Gründe

Keine Chance zu überleben

Vor allem in Ländern, in denen die Beschneidungsrate hoch ist, wird ein unbeschnittenes Mädchen kaum die Chance haben, einen Mann zu finden. Im Gegenteil ist sie und ihr Familie häufig direkten Anfeindungen ausgesetzt. Die wirtschaftliche Existenz der Familie wird ebenso in Frage gestellt oder sogar zerstört, wie die körperliche Unversehrtheit des Mädchens. Ihr Genital sieht anders aus, ist also „falsch“. Sie gilt als unrein, genießt keinen Schutz und wird von Männern häufig als Freiwild gesehen.

Schön und gesund

Wie bei uns, scheint in vielen Kulturen das weibliche Genital in seiner natürlichen Form nicht schön und erhaltenswert zu sein. Entsprechend fördern solche Vorstellungen FGM_C, wie bei uns Schönheitsoperationen.

Für uns kaum nachvollziehbar: Es gibt tatsächlich Vorstellungen, dass eine Beschneidung die Gesundheit und die Fruchtbarkeit der Frau fördert. Das geht soweit, dass die Vorstellung existiert, eine Beschneidung erleichtere Geburten – das Gegenteil ist natürlich der Fall.

Familiäre Zwänge

Wir kennen in Deutschland kaum noch die familiären Zwänge, die in traditionellen Kulturen das Leben der jungen Eltern bestimmen. Die Macht der Familie und vor allem die der Großmütter ist für uns schwer vorstellbar.

Für sie ist die Ablehnung einer Beschneidung wie eine Entmachtung, weil die Zeremonie als Initiationsritual für den Übergang vom Mädchen zur Frau von ihnen initiiert wird. Das damit verbundene Fest ist im Leben der alten Frauen extrem wichtig.

Alternativen und Auswege gesucht

Es gibt inzwischen überall Bestrebungen, alternative Rituale zu entwickeln. Das ist nicht einfach, weil eine so lange Tradition nur schwer zu verändern ist.

Besonders für die jungen Familien, die im Ausland andere Lebensweisen und -perspektiven kennenlernen, leiden oft unter den familiären Zwängen, die durchaus bis in die Entscheidungen um die Beschneidung Einfluss nehmen.

Weiterlesen: Eine Beschneiderin erzählt

Eine Beschneiderin erzählt, dass es in ihrer Familie Tradition gewesen sei und sie es von ihrer Mutter gelernt hat. „Es war schon immer so!“ Wir wissen alle, dass das kein kein guter Wahlspruch ist.

Warum sie aufgehört habe? Eines Tages sei ihr aufgefallen, dass die Mädchen auf der Straße die Seite gewechselt haben. „Da habe ich verstanden, dass ich den Mädchen Angst mache. Seitdem kämpfe ich gegen diese grausame Tradition!“

aus dem Film „Bologoli – Mädchenbeschneidung in Mali“ von Rita Erben


Gibt es religiöse Gründe?

Weibliche Genitalbeschneidung wird häufig als islamischer Brauch dargestellt. Tatsache ist jedoch, dass keine Religion eine Begründung für die Beschneidung von Mädchen liefern. Außerdem ist die Tradition der Genitalbeschneidung wesentlich älter, als alle bestehenden Religionen. Die jüngste Religion, der Islam, kann dabei also ganz sicher keine Rolle spielen.

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Nicht die religiöse Prägung einer Gruppe oder Familie ist entscheidend, ob eine Beschneidung von Mädchen durchgeführt wird, sondern entscheidend ist, ob die kulturelle Vorprägung der Umgebung das vorschreibt.

Es gibt aber Länder, in denen religiöse Gruppierungen FGM_C als Mittel zur Durchsetzung patriarchaler Ziele nutzen. So nutzen Islamisten und Fundamentalisten Aufrufe zur Beschneidung von Mädchen für ihre Interessen.

Dazu eine verblüffende Aussage:
„Es war 2009, als ich als Bischof nach Musoma kam“, erinnert sich der tansanische Bischof Michael Msonganzila. „Nachdem ich viele Pfarreien in der Diözese besucht hatte, stellte ich fest, dass diese Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung weit verbreitet ist, selbst unter Christen, unter Katholiken.“ Vatikan


Klima und Kriege

In vielen Teilen Afrikas haben die Klimakatastrophen der letzten Jahre die Existenzgrundlagen der Menschen zerstört. In den langen Dürrezeiten ist das Vieh verdurstet, in den Stürmen und Überschwemmungen die Häuser und Ställe zerstört worden.

In der größten Not und als letztes Zuflucht wurden zu allen Zeiten die Töchter verkauft, um durch den Brautpreis ein wenig länger zu überleben und eine Person weniger ernähren zu müssen. Die Höhe des Brautpreises wiederum ist oft abhängig von der Beschneidung und dann nicht selten vom Grad der Beschneidung. Auch hier sind wieder die Mädchen die Leidragenden.

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Klimawandel verstärkt die Not Greenpeace-Studie: Klimawandel verstärkt Migration und Konflikte.

Das Alter der Mädchen

Beschneidungen können in jedem Alter stattfinden und sind sehr abhängig von den persönlichen Umständen und der regionalen, kulturellen Prägung. Früher fand die Beschneidung als Initiationsritus häufig zwischen 6 und 12 Jahren statt. Das Mädchen wurde in die Gemeinschaft der Frauen aufgenommen und galten als heiratsfähig. Inzwischen mehren sich die Hinweise, dass bereits wesentlich früher, oft im Babyalter, die Beschneidung durchgeführt wird.

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In Ländern wie Nigeria und Eritra findet die Beschneidung kurz nach der Geburt oder im Kleinkindalter statt.

Eine frühe Beschneidung kann verschiedene Gründe haben. Die Mädchen können sich in dem Alter nicht so stark wehren, Knochenbrüche und Fehlschnitte werden vermieden. Aber die Schnitte in den kleinen Körper sind dafür umso gefährlicher.

Außerdem fällt bei Kleinkindern ein längeres Fehlen in der sozialen Umgebung nicht so stark auf, weil sie noch nicht der Kontrolle von Schule und Kita unterliegen.

Auch ein finanzieller Hintergrund kann vermutet werden, wenn die Beschneidung unmittelbar nach der Geburt durchgeführt wird.

Die Zweitbeschneidung

Vor einer Hochzeit kann eine Beschneidung durch die Familie des Mannes gefordert werden, wenn sie bis dahin nicht erfolgte. Hier kann auch eine Zweitbeschneidung drohen, wenn nämlich die Familie des Mannes einen anderen Typ vorschreibt.

Die traditionelle Beschneidung

Die Beschneiderinnen lernen das Handwerk von ihren Müttern. Sie werden entweder gut bezahlt oder üben ein unbezahltes hohes Ehrenamt aus. Sie verfügen in der Regel über keine anatomischen Kenntnisse. Entsprechend ungenau sind die Schnitte, die sie durchführen. Dadurch wird die ohnehin starke Verletzung, die dem Mädchen zugefügt wird, um gefährliche Schnitte in benachbarte Regionen verstärkt.

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Gefährlich ist auch, dass die Beschneiderinnen bis ins hohe Alter agieren und mit schlechten Augen und zittrigen Händen zusätzliche Probleme entstehen.

Die Beine des Mädchens werden eine lange Zeit zusammengebunden, damit die Wunden nicht aufreißen können. Das ist eine Brutstätte für Entzündungen.

Die traditionelle Beschneidung geht einher mit extremer Gewaltanwendung. Das dies meist von den wichtigsten Bezugspersonen durchgeführt wird, sorgt für den Verlust des Urvertrauens.

Die Beschneidungen werden oft an vielen Mädchen gleichzeitig mit dem gleichen Werkzeug vorgenommen, das nicht sterilisiert wird.

Entsprechend hoch ist die Gefahr der Übertragung von HIV oder andere Infektionen führen.

Auch der Ort ist in der Regel nicht hygienisch und birgt damit alle Gefahren von Infektionen.


Die Medikalisierung

Zunehmend übernimmt medizinisches Personal die Beschneidung unter klinikähnlichen Bedingungen (sogenannte Medikalisierung). Es gibt Stimmen, die dies als kleineres Übel akzeptieren, weil dadurch die Folgen des Eingriffs für die Frauen geringer seien. Positiv wird angeführt, dass hier eine hygienische Umgebung herrscht und anatomische Kenntnisse und eine Betäubung vorausgesetzt werden können.

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Auch eine adäquate Wundbehandlung wird stattfinden, wodurch weniger Mädchen verbluten oder an Entzündungen sterben. Es wird auch weniger brutale Gewalt angewendet, auch wenn die Beschneidung der Mädchen gegen ihren Willen pure Gewalt ist.

Aber die Folgen bleiben für die Frauen gravierend und es bleibt eine schwere Menschenrechtsverletzung. Außerdem widerspricht es dem Eid und dem Selbstverständnis von Ärzt*innen und Hebammen, einen Eingriff aus nicht-therapeutischen Gründen durchzuführen

Die WHO verurteilte 1982 die Beteiligung von medizinischem Personal an der Genitalverstümmelung der Frau als unethisch.

1996 hat auch der Deutsche Ärztetag die Beteiligung von Ärztinnen und Ärzten an der weiblichen Genitalbeschneidung verurteilt. Derartige Praktiken seien berufsrechtlich zu ahnden, heißt es in einer Entschließung.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat die Beschneidung nach dem Grad der Zerstörung und der anatomischen Zuordnung der Genitalien in drei Typen unterteilt. Auch wenn die Beschneiderinnen keine Kenntnis davon haben, treten in den entsprechenden Ländern bzw. Landesteilen bestimmte Typen der Beschneidung häufiger auf. Ein vierter Typ ist für besondere Schneidungsformen. Frauen, die diese grausamen Eingriffe erleben mussten, nennen sich oft „Überlebende“.

Typ I – „Klitoridektomie“ – auch „Sunna“ genannt.

Typ I umfasst die teilweise oder vollständige Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris (Klitoridektomie) und/oder der Klitorisvorhaut (Klitorisvorhautreduktion).

In manchen Ethnien wir aber nur ein kleiner Schnitt gemacht und ein Blutstropfen reicht, um das Ritual zu beenden. Hier geht es dann oft nur darum „die Reinheit“ des Mädchens herzustellen.

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Medizinisch ausgedrückt:

Partielle oder vollständige Entfernung der Klitoris und/oder der Klitorisvorhaut (Clitoridektomie). (Quelle)

Zusätzlich wird unterteilt in

Typ Ia: Entfernung der Klitorisvorhaut

Typ Ib: Entfernung der Klitorisvorhaut und der Klitoriseichel


Typ II – „Exzision“

Teilweise oder vollständige Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris und der inneren Vulvalippen mit oder ohne Beschneidung der äußeren Vulvalippen. Sie dient oft zum Zwecke der Initiation, welche den Übergang vom Kind sein zur Frau darstellt. Mädchen müssen stark sein, dürfen weder weinen noch klagen.

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Medizinisch ausgedrückt:

Partielle oder vollständige Entfernung der Klitoris und der kleinen Vulvalippen, mit oder ohne Entfernung der großen Vulvalippen. Quelle

Zusätzlich wird unterteilt in

Typ IIa: Entfernung der kleinen Vulvalippen

Typ IIb: Entfernung der kleinen Vulvalippen und ganz oder teilweise Entfernung der Klitoriseichel

Typ IIc: Entfernung der kleinen und großen Vulvalippen und ganz oder teilweise der Klitoriseichel


Typ III – „Infibulation“, „pharaonische Beschneidung“

Verengung der Vaginalöffnung mit Bildung eines deckenden Verschlusses, indem die inneren und/oder die äußeren Vulvalippen aufgeschnitten und zusammengefügt werden, mit oder ohne Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris.

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Zusätzlich wird unterteilt in

Typ IIIa: Abdeckung durch Aufschneiden und Zusammenfügung der kleinen Vulvalippen

Typ IIIb: Abdeckung durch Aufschneiden und Zusammenfügung der großen Vulvalippen

Medizinisch ausgedrückt:

Verengung der Vaginalöffnung mit Herstellung eines bedeckenden, narbigen Hautverschlusses nach Entfernen der kleinen und/oder großen Schamlippen durch Zusammenheften oder -nähen der Wundränder, meistens mit Entfernung der Klitoris. Quelle


Typ IV – Andere Beschneidungsformen

In dieser Kategorie werden alle Praktiken erfasst, die sich nicht einer der anderen drei Kategorien zuordnen lassen. Die WHO nennt beispielhaft das Einstechen, Durchbohren (Piercing), Einschneiden (Introzision), Abschaben sowie die Kauterisation von Genitalgewebe, das Ausbrennen der Klitoris oder das Einführen ätzender Substanzen in die Vagina.

Unter diese Typisierung können auch kosmetische Operationen im Genitalbereich (Schönheitsoperationen) oder Wiederherstellung des Jungfernhäutchens gezählt werden. Auch hier ist zu fragen, ob eine freie Wahl bei den Frauen vorausgesetzt werden kann.

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In fast allen Kriegen werden an Frauen der Gegenseite oft bewusst die Genitalien zerstört. Nachrichten erreichen uns immer wieder aus Afrika und dem Nahen Osten.

Medizinisch ausgedrückt:

Typ IV: Alle anderen schädigenden Eingriffe, die die weiblichen Genitalien verletzen und keinem medizinischen Zweck dienen, zum Beispiel: Einstechen, Durchbohren, Einschneiden, Ausschaben, Ausbrennen oder Verätzen, Dehnen. Quelle


Vulvalippen: Wir wollen den Begriff „Schamlippen“ nicht mehr verwenden, siehe Petition

Mit der Beschneidung ändert sich das Leben des Mädchens grundlegend. Je nach Grad der Beschneidung ist das Wasserlassen eine Hölle und dauert ewig. Entsprechend hat sie Angst vor dem Gang zur Toilette, um nicht aufzufallen.

Mit der Menstruation wird es noch schlimmer. Das Blut kann nicht abfließen, es kommt zu Entzündungen. Auch die Sexualität wird zur Tortur und die Geburten können extrem gefährlich sein.

Weiterlesen Menstruation

Mit der Menstruation wird es noch schlimmer. Das Blut kann nicht abfließen, es kommt zu Entzündungen. Auch die Sexualität wird zur Tortur und die Geburten können extrem gefährlich sein.

Welche Hausmittel helfen den Frauen und Mädchen

Wir bereiteten 2010 den Start der Telefonberatung KUTAIRI vor. Bei einer Teamsitzung mit afrikanischen Frauen, fragten wir sie, was wir den ratsuchenden Frauen als Geschenk im Beratungsgespräch mitgeben könnten? Was hilft bei einer schweren Menstruation? Es waren drei Tipps, die für jede Frau interessant werden kann:

Ingwer hat eine nachweislich eine schmerzmildernde Wirkung.

Pfefferminze erweitert die Blutgefäße und tut als heißer Tee gut.

Und die bekannte Wärmflasche ist ja bei vielen Gelegenheiten praktisch. Es kann auch ein Heizkissen sein. Wäre ist jedenfalls gut, entspannt und wirkt schmerzlindernd.

Sie fragen sich vielleicht, ob Sie überhaupt mit Frauen oder Mädchen in Berührung kommen, die an ihren Genitalien beschnitten wurden oder bedroht sind. Ein erster Anhaltspunkt für Sie, ist das Herkunftsland des Mädchens oder der Familie. Die meisten Länder finden wir in Afrika, aber auch im Irak, in Malaysia und Indonesien werden Mädchen beschnitten

Aus der Dunkelzifferstatistik von TERRE DES FEMMES 2022 haben wir folgende Zahlen in dieser Übersicht übernommen, wobei wir die Zahlen ein wenig gerundet haben, was uns übersichtlicher erschien.

Ägypten – 87 %

Tradition wird auch in den höchsten Kreisen durchgeführt. 78 % der Beschneidungen wird in Kliniken durchgeführt. In Luxor liegt sie bei 98 %.

In Deutschland sind etwa 12.000 ägyptische Frauen betroffen und bis zu 1.000 Mädchen gefährdet.

Somalia – 98 %

Das ist die höchste der Welt. Es ist also unmöglich für Familien, ihre Töchter nicht zu beschneiden. 25 % nach Typ II, 63 % nach Typ III.

In Deutschland sind etwa 20.600 somalische Frauen betroffen und bis zu 4.800 Mädchen sind gefährdet

Eritrea – 83 %

Die Militärregierung soll sehr aktiv sein, die Rate zu senken. Aufgrund der politischen Lage fehlt aber die Transparenz. 52 % nach Typ I, 38 % nach Typ III. Fast die Hälfte sind jünger als ein Jahr. 80 % traditionell

In Deutschland sind etwa 23.100 Frauen betroffen und bis zu 5.200 Mädchen gefährdet

Nigeria – 20 %

Trotz der niedrigen Prävalenzrate ist das Land wichtig. Etwa 85 % sind nach nach Typ I und Typ II beschnitten. Zu beachten ist der religiöse, über den zusätzlich ein enormer Druck ausgeübt wird.

In Deutschland sind etwa 6.900 nigerianische Frauen betroffen und bis zu 1.700 Mädchen sind gefährdet

Äthiopien – 65 %

Etwa 9 % nach Typ III, für 90 % ist keine Einordnung möglich

In Deutschland sind etwa 6.600 äthiopische Frauen betroffen und bis zu 1.200 Mädchen sind gefährdet,

Guinea – 95 %

Im letzten Jahr hatte die Regierung versucht, FGM_C wieder zu legalisieren. 92 % nach Typ I und Typ II

In Deutschland sind 4.700 Frauen aus Guinea betroffen und bis zu 800 Mädchen gefährdet.

Irak – 7 %

Einige Provinzen, die an den Iran grenzen, haben Raten über 50 %. Typ I ist absolut vorherrschend

In Deutschland sind etwa 8.100 irakische Frauen betroffen und bis zu 900 Mädchen sind gefährdet.

Indonesien – 49 %

Auch im asiatischen Raum werden Mädchen beschnitten: Typ I und Typ IV sind vorherrschend

In Deutschland sind etwa 6.500 indonesische Frauen betroffen und bis zu 120 Mädchen gefährdet

Viele Familien legen zusammen und finanzieren gemeinsam eine Beschneiderin. Wir hören auch, dass unter den Geflüchteten selbst, Frauen mit entsprechenden Kenntnissen sind. Das geschieht in einer Gemeinschaft, die ohnehin in Angst lebt, mit ihren Bräuchen anzuecken. Aber auch in den Herkunftsländern ist die Beschneidung tabu. Niemand spricht darüber.

Zunehmend werden Beschneidungen von medizinischem Fachpersonal durchgeführt. Das geschieht aus Profitgründen, aber auch aus dem Glauben, die schädliche Praxis damit für die Mädchen sicherer und weniger gefährlich zu machen. Ärzt*innen dürfen das aus Gründen ihres Eides nicht, sollten aber auch bedenken, dass die Mädchen trotzdem ihr Leben lang leiden.

Warum sind Ferien gefählich?

In den Ferien sind die Mädchen für eine längere Zeit den Augen der sozialen Umgebung entzogen. Die sichtbaren Folgen einer Beschneidung können so vor der Umgebung verheimlicht werden.

Oft versuchen die Familien vor oder nach den Sommerferien Zeit hinzuzugewinnen. Das Mädchen wird vorher oder hinterher krankgemeldet. Das ist besonders wichtig für Kita und Grundschule.

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Bei der traditionellen Beschneidung werden oft die Beine für eine lange Zeit zusammengebunden. Damit soll das Aufreißen der Wunden vermieden werden. Die Einschränkungen der Bewegungsabläufe sind noch lange sichtbar, bei vielen sogar ihr ganzes Leben lang.

Beschneidung in Deutschland

Unter den Flüchtlingen, so wird uns immer wieder bestätigt, gibt es erfahrende Beschneiderinnen, die in Asylunterkünften und in der Community viele Möglichkeiten haben, Mädchen zu beschneiden. Hinzu kommen Frauen, die, von mehreren Familien bezahlt, aus dem Heimatland eingeflogen werden.

Ebenso wissen wir, dass auch medizinische Fachkräfte Beschneidungen hier durchführen.

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Beschneidung in Europa

Es ist sehr preiswert, z.B. nach England zu fliegen, wo es eine stark vernetzte Community gibt. Das Gleiche gilt für Spanien und Frankreich, wo preiswerte Busreisen inklusive Beschneidung angeboten werden. Dass lässt sich gut mit einem Urlaub verbinden. Wenn es dem Mädchen nicht gut geht und die Genesung länger braucht, werden bei Kita und Grundschule Krankheiten gemeldet.

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Beschneidung in Urlaubs- und Heimatländern

Wenn Familien mit ihren Töchtern in Urlaub fahren, kann das auch eine Beschneidung bedeuten. In Kenia hat sich eine richtige Beschneidungsindustrie mit vielen Untergrundkliniken entwickelt, die perfekt auf die Wünsche der Familien abgestimmt sind. Die Eltern können Urlaub genießen, während die Tochter beschnitten wird.

In den Heimatländern sind die Beschneidungszeremonien oft bereits in Gang, wenn die Familien aus Europa zu Besuch kommen. Da gibt es wenig Chancen für junge Familien, eine Beschneidung abzuwehren.

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In Ländern wie Nigeria und Eritrea werden fast alle Mädchen im Babyalter beschnitten. Das setzt sich als Trend auch in anderen Ländern fort.

Babys wehren sich nicht so stark, so dass Knochenbrüche vermieden werden, der Schnitt in den kleinen Körper ist aber ungleich gefährlicher.

In vielen Ländern sind die Schulferien im Dezember und im Sommer die Hauptbeschneidungszeiten. Der Grund: Während der Ferien sind die Mädchen der Kontrolle durch die Schulen entzogen. Denn verboten ist die Beschneidung von Mädchen praktisch überall.

Was können wir tun?

Wichtig ist Aufklärung, wie es in den Niederlanden durch alle Bereiche durchgeführt wird. Dort erhalten alle Kitas und Grundschulen einen offiziellen Brief und Informationsmaterial mit der dringenden Aufforderung, wachsam zu sein.

In Deutschland gibt es den Schutzbrief, der aber wenig Schutz darstellt, wenn die Familien im Heimatland den unbedingten Wunsch, das Mädchen zu beschneiden, durchsetzen wollen.

Erinnern Sie die Eltern, in welcher Gefahr die Mädchen in ihrer Heimat sind. Sie wissen das besser als wir und damit ist ihnen auch klar, dass der größte Schutz ist, das Mädchen nicht mit auf die Reise in die Heimat mitzunehmen.

Es hat auch positive Erfahrungen mit eine dokumentierten Untersuchung vor einem Heimflug gegeben, die nach der Rückkehr wiederholt und die Unversehrtheit des Mädchens bestätigt.

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Die Rolle der Männer

Uns begegnet oft das Bild der unaufgeklärten Männer, die abseits stehen, an den Zeremonien nicht beteiligt sind und eigentlich gar nicht wissen, was da passiert. Ganz sicher stimmt das oft, weil Männer sich generell nur sehr wenig für gesundheitliche Themen interessieren. Allerdings gibt es auch Informationen, dass Männer in Verantwortung durchaus beteiligt sind.

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Einige Informationen:

  • Die Beschneiderinnen in Tzansania müssen von den 10.000 Schilling, das sind ungefähr 4,50 Euro, die sie für eine Beschneidung bekommen, 10 Prozent an den Dorfältesten abgeben. Also gibt es noch eine Instanz, die ein Interesse hat, dass sich nichts ändert. Quelle
  • Aus Sierra Leone erfahren wir, dass ein Dorfältester damit prahlt, ohne seine Einwilligung gäbe es keine Beschneidung. Männer haben also auch hier was zu sagen. Weiterlesen
  • Männer sind es auch, die in Kenia den Polizisten ermordeten, der sechs Mädchen vor der Beschneidung bewahren wollte und die den Bischof bedrohen, der 16 Mädchen in seiner Kirche schützte, sodass ein anderer Bischof nach dem Militär rief, um die Aktivistinnen zu schützen.
  • Es sind auch Männer, die in Gambia das Verbot von FGM aufheben wollen.

Männer spielen also durchaus eine aktive Rolle.