Wie verläuft eine Beschneidung an Mädchen?

Wir unterscheiden vier Typen der Beschneidung

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Die WHO unterscheidet 4 Typen, wobei es auch zusätzliche Unterteilungen gibt:

 

Typ I „Sunna“:

Sunna steht im Arabischen für „empfohlen“.

Typ I umfasst die teilweise oder vollständige Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris (Klitoridektomie) und/oder der Klitorisvorhaut (Klitorisvorhautreduktion).

In manchen Ethnien wir aber nur ein kleiner Schnitt gemacht und ein Blutstropfen reicht, um das Ritual zu beenden. Hier geht es dann oft nur darum „die Reinheit“ des Mädchens herzustellen.

 

Zusätzlich wird unterteilt in

Typ Ia: Entfernung der Klitorisvorhaut

Typ Ib: Entfernung der Klitorisvorhaut und der Klitoriseichel

 

Typ II „Exzision“:

Teilweise oder vollständige Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris und der inneren Vulvalippen mit oder ohne Beschneidung der äußeren Vulvalippen.

Sie dient oft zum Zwecke der Initiation, welche den Übergang vom Kind sein zur Frau darstellt. Mädchen müssen stark sein, dürfen weder weinen noch klagen.

 

Zusätzlich wird unterteilt in

Typ IIa: Entfernung der kleinen Schamlippen

Typ IIb: Entfernung der kleinen Schamlippen und ganz oder teilweise Entfernung der Klitoriseichel

Typ IIc: Entfernung der kleinen und großen Schamlippen und ganz oder teilweise der Klitoriseichel

 

Typ III „Infibulation“ („Pharaonische Beschneidung“):

Entfernt werden die Klitoris und die inneren und äußeren Vulvalippen. Die verbleibenden Wundränder werden zusammengenäht. Eine minimale Öffnung zum Ablass von Urin und Regelblutung wird belassen. (Bild rechts)

 

Zusätzlich wird unterteilt in

Typ IIIa: Abdeckung durch Aufschneiden und Zusammenfügung der kleinen Vulvalippen

Typ IIIb: Abdeckung durch Aufschneiden und Zusammenfügung der großen Vulvalippen

 

Typ IV: Sonstige Formen

In dieser Kategorie werden alle schädigenden Eingriffe erfasst, die sich nicht einer der anderen drei Kategorien zuordnen lassen uns kwinwm mwsiziniaxhwn Zweck dienen. Die WHO nennt beispielhaft das Einstechen, Durchbohren (Piercing), Einschneiden (Introzision), Abschaben sowie die Kauterisation von Genitalgewebe, das Ausbrennen der Klitoris oder das Einführen ätzender Substanzen in die Vagina.

Unter diese Typisierung können auch kosmetische Operationen im Genitalbereich (Schönheitsoperationen) oder Wiederherstellung des Jungfernhäutchens gezählt werden. Auch hier wird diskutiert, ob eine freie Wahl bei den Frauen vorausgesetzt werden kann.

In Kriegen werden Frauen auf der Gegenseite oft bewusst die Genitalien die Genitalien zerstört. Wir kennen die grausamen Schicksale von Frauen, die beispielsweise von der IS und der Hamas misshandelt wurden.

 

*Wir wollen den Begriff „Schamlippen“ nicht mehr verwenden, siehe Petition

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Wer beschneidet die Mädchen?

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Die traditionelle Beschneidung

Die Beschneiderinnen lernen das Handwerk von ihren Müttern. Sie werden entweder gut bezahlt oder üben ein unbezahltes hohes Ehrenamt aus.

Sie verfügen in der Regel über keine anatomischen Kenntnisse. Entsprechend ungenau sind die Schnitte, die sie durchführen. Dadurch wird die ohnehin starke Verletzung, die dem Mädchen zugefügt wird, um gefährliche Schnitte in benachbarte Regionen verstärkt.

Gefährlich ist auch, dass die Beschneiderinnen bis ins hohe Alter agieren und mit schlechten Augen und zittrigen Händen zusätzliche Probleme entstehen.

Die Beschneidungen werden oft an vielen Mädchen gleichzeitig mit dem gleichen Werkzeug vorgenommen, das nicht sterilisiert wird.

Entsprechend hoch ist die Gefahr der Übertragung von HIV oder andere Infektionen führen.

 

Die Medikalisierung

Zunehmend übernimmt medizinisches Personal die Beschneidung unter klinikähnlichen Bedingungen (sogenannte Medikalisierung).

Es gibt Stimmen, die dies als kleineres Übel akzeptieren, weil dadurch die Folgen des Eingriffs für die Frauen geringer seien.

Sicherlich werden dadurch weniger Mädchen verbluten oder an Entzündungen sterben. Aber die Folgen bleiben für die Frauen gravierend und es bleibt eine schwere Menschenrechtsverletzung.

Außerdem widerspricht es dem Selbstverständnis von Ärzt*innen und Hebammen, einen Eingriff aus nicht-therapeutischen Gründen durchzuführen.

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Wer forciert die Beschneidung?

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Großmütter haben in vielen afrikanischen Kulturen eine große Macht in der Familie. Oft sind sie die treibende Kraft, die die Beschneidung der Mädchen, oft sogar gegen den Willen der Mütter, erzwingen. Wie groß die Qual junger Familien ist, die sich gegen die Beschneidung ihrer Töchter entschieden haben und durch Druck der Familie oder durch heimliche Durchführung tatenlos zusehen müssen, lässt sich nur erahnen.

Es ist daher wichtig, die Kinder durch klare Auflagen zu schützen, wenn eine Gefahr zu erkennen ist. Eine dokumentierte Untersuchung vor einem Heimflug etwa kann dazu führen, dass eine drohende Beschneidung nicht durchgeführt wird.

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Wie alt sind die Mädchen bei der Beschneidung?

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Das Alter unterscheidet sich je nach Land, Ethnie und Überlieferung, manchmal auch von Dorf zu Dorf.

Sehr häufig liegt das Alter zwischen vier und acht Jahren.

In Somalia sind die Mädchen bei der Beschneidung zwischen 4 und 12 Jahre alt.

Aber die Beschneidung kommt auch vor:

  • in den ersten Lebenstagen oder -wochen,
  • im Kleinkindalter,
  • in der späten Pubertät als Teil der Hochzeitsvorbereitungen,
  • vor der Heirat oder nach der Geburt des ersten Kindes.

Insbesondere bei Betroffenen aus Westafrika, vor allem aus Guinea und Gambia, droht häufig eine Zweitbeschneidung. Das bedeutet, dass die Betreffende zum Beispiel als Kleinkind nach Typ I beschnitten wurde und später als Jugendliche zur Hochzeitsvorbereitung noch eine Beschneidung nach Typ II vorgenommen wird.

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Wie verhält sich die Gesellschaft?

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Frauen, die nicht beschnitten sind, genießen in der Gesellschaft kein Ansehen. Sie werden als „offen“ bezeichnet und damit als Freiwild für die Männer gesehen und ausgegrenzt. Wo für Töchter ein Brautpreis gezahlt wird, ist die Beschneidung meist Vorbedingung, weil Frauen nur dann als rein und heiratsfähig gelten. Eltern, die eine Beschneidung ablehnen, stoßen in der Dorfgemeinschaft auf kein Verständnis, verlieren ihre Existenzgrundlage und werden oft ausgestoßen.
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Warum sind die Ferien so gefährlich

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In vielen Ländern sind die Schulferien im Dezember und im Sommer die Hauptbeschneidungszeiten. Der Grund: Während der Ferien sind die Mädchen der Kontrolle durch die Schulen entzogen. Denn verboten ist die Beschneidung von Mädchen praktisch überall.

Wenn Mädchen Ihrer KiTa oder Grundschule von einem Heimaturlaub und dem Besuch der Oma schwärmen, ist das nächste Kapitel besonders wichtig. Es ist daher wichtig, die Kinder durch klare Auflagen zu schützen, wenn eine Gefahr zu erkennen ist. Eine dokumentierte Untersuchung vor einem Heimflug etwa kann dazu führen, dass eine drohende Beschneidung nicht durchgeführt wird.

 

Heimatflüge

Wenn die bedrohten Mädchen mit ihren Eltern die Familien in den Heimatländern, beispielsweise Somalia, Ägypten oder Eritrea, besuchen, sind dort meist auch Schulferien. In dieser Zeit werden besonders viele Mädchen beschnitten. Die aus Deutschland kommenden Familien können sich dann kaum gegen diesen Sog wehren.

Das Bundesfamilienministerium empfiehlt, den reisenden Familien den SCHUTZBRIEF mitzugeben. Erfahrende Frauen aus der Community sagen allerdings, dass der Name einen falschen Eindruck macht: Die Familien in den Heimatländern würden sich davon nicht beeindrucken lassen. Dann aber ist die gefühlte Sicherheit, in die wir die Menschen wiegen, gefährlich. Der beste Rat, so die betroffenen Frauen: Niemals ein bedrohtes Mädchen auf einen Heimatflug mitnehmen.

 

Urlaubsflüge

Die Gefahren lauern für die Mädchen aber auch in Urlaubsparadiesen, zum Beispiel Kenia, wo zahlreiche Kliniken auf die Besucherinnen aus Europa warten.

Asha Ali Ibrahim, 41, führt seit 1997 weibliche Genitalbeschneidungen an Mädchen in Diaami, Hargeisa und anderen Teilen Somalias durch. Juli und August sind die arbeitsreichsten Monate des Jahres. „Das ist die Hochsaison, wenn Eltern ihre Kinder zur Beschneidung bringen“, sagte sie gegenüber UNFPA.

Juli, August und September sind für viele Mädchen auf der ganzen Welt so etwas wie die „Beschneidungssaison“, wenn die Schulpause Zeit für die Genitalbeschneidung und die Erholung davon bietet. Obwohl es kaum offiziell erhobene Daten gibt, sagen Experten, dass Genitalbeschneidung während der Schulferien in Teilen Guineas, Nigerias und Somalias weit verbreitet ist.

In einigen Fällen reisen die Mädchen sogar aus dem Ausland an, um sich dem Eingriff zu unterziehen. Und mancherorts ist sie eine Vorstufe zur Kinderheirat, die ebenfalls während der Schulferien stattfinden kann.

 

Beschneidung in Deutschland

Ein besonders großes Problem für uns ist die Beschneidung bei uns, also zu Hause. Wir müssen uns im Klaren sein, dass viele Menschen in der Fremde die Traditionen eher verstärken. Entsprechend müssen wir damit rechnen, dass in unserer direkten Umgebung Mädchen eine Beschneidung erleiden müssen.

Beschneiderinnen werden eingeflogen und beschneiden teilweise zahlreiche Mädchen, in der Küche oder in angemieteten Sälen. Das wir nichts davon wissen, liegt daran, dass alle Beteiligten vom Verbot ihrer Handlung Kenntnis haben. Wie bei vielem, können wir auch hier nur den Verglleich mit sexualisierter Gewalt an Kindern hinzuziehen. Wir erfahren nicht, wo es passiert. In einer so geschlossenen Community, die eine andere Sprache spricht und andere Bräuche hat, ist ein Verfolgungsorgan ziemlich machtlos.

Wenn Mädchen Ihrer KiTa oder Grundschule von einem Heimaturlaub und dem Besuch der Oma schwärmen, ist das nächste Kapitel besonders wichtig.

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